Claudia Dantschke (*1963 in Leipzig) ist eine deutsche Journalistin, Publizistin und Extremismus-Expertin, die vor allem zum Thema Islamismus in Deutschland schreibt und arbeitet.
Dantschke studierte an der Universität Leipzig Arabisch und Französisch und schloss als Dolmetscherin und Übersetzerin für diese Sprachen ab. Von 1986 bis 1990 arbeitete sie als Fremdsprachenredakteurin in der arabischen Redaktion der DDR-Nachrichtenagentur ADN.
Ab 1993 war sie als freie Journalistin tätig, insbesondere mit Ali Yıldırım als Teil des Journalistenduos AYPA-TV[1], das bis 2007 seine Berichte über eine eigene Fernsehstation im Berliner Kabelnetz verbreitete. Die Recherchen führten u.a. zum Verbot der radikal-islamistischen Hizb ut-Tahrir oder der türkischen Tageszeitung Anadolu’da Vakit. Yıldırım und Dantschke wurden von Der Tageszeitung zu dieser Zeit als Lieferanten der „wichtigsten Erkenntnisse über die islamistische Szenerie in Deutschland“ der letzten Jahre bezeichnet. [2]
Neben ihrer Tätigkeit als stellvertretende Chefredakteurin des Zwei-Personen-Senders AYPA-TV veröffentlichte Dantschke Arbeiten zu Themen wie Migration und Islamismus. Ihre Aufsätze zu diesem Themenkreis sind in Sachbüchern, Schulbüchern sowie in Broschüren der Bundeszentrale für politische Bildung zu finden. Auch Zeitungen veröffentlichten Gastartikel Dantschkes, wie Die Tageszeitung.[3] Als feste Redakteurin war Dantschke von 2000 bis 2001 bei dem deutsch-türkischen Wochenblatt Perşembe[4] tätig.
Ihre Publikationen und Rechercheergebnisse werden von Journalisten, Sachbuchautoren oder Wissenschaftlern zitiert, ausführlich etwa von Philipp Gessler in seinem Sachbuch Der neue Antisemitismus (2004), von Heinz-Gerhard Haupt und Dieter Langewiesche in Nation und Religion in Europa (2004) oder der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute Deutschlands. Von 2002 bis 2020 war Dantschke Mitarbeiterin des Zentrums Demokratische Kultur/ZDK Gesellschaft Demokratische Kultur gGmbH[5], für das sie mehrere Studien veröffentlichte. Der Spiegel berichtete 2015 ausführlich über ihre Tätigkeit als „Deutschlands bekannteste Extremismus-Expertin“.[6] Ebenso brachte die New-York-Times 2014 ein ausführliches Porträt über ihre Arbeit.[7]
Sie leitete bis Ende 2020 die von ihr im Sommer 2011 mitbegründete Beratungsstelle Hayat-Deutschland[8] (türkisch ‚Leben‘), die ihren Sitz in Berlin hat und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert wird.[9]
Seit Januar 2021 ist sie im Vorstand des neu gegründeten Vereins Grüner Vogel e. V.[8] und leitet dort das Projekt „Beratungsstelle Leben“. Dantschke berät Eltern und Angehörige sich salafistisch und/oder dschihadistisch radikalisierender Personen mit dem Ziel, einen Deradikalisierungsprozess in Gang zu setzen.
Dantschke lebt in Berlin.
Auszeichnungen:
- 2010 Ingeborg-Drewitz-Preis der Humanistischen Union
- 2017 Stieg-Larsson-Preis der Stieg-Larsson-Foundation
Roland Otte: „Seit vielen Jahren trägt Claudia Dantschke zu einer fundierten und rationalen Diskussion über Islam und Islamismus bei.“ Humanistische Union, 20. April 2010. Abgerufen am 4. November 2019. (Rede zur Vergabe des Ingeborg-Drewitz-Preises 2010 an Dantschke)
Daniel Bax: Islamismus-Expertin Claudia Dantschke: „Selbst beim Islamismus gibt es große Unterschiede“. In: taz.de, 20. April 2010. Abgerufen am 4. November 2019.
The annual Stieg Larsson prize. In: Stieg Larsson Foundation. 1.März 2013, abgerufen am 31. Dezember 2020.
Veröffentlichungen:
Seidel, Eberhard/Dantschke, Claudia/Yildirim, Ali, September 2000: Politik im Namen Allahs. Der Islamismus – eine Herausforderung für Europa, Hg. v. Ozan Ceyhun, MdEP, 2. Aufl. Brüssel 2001.
Handreichung: „Die Juden sind schuld“ – Antisemitismus in der Einwanderungsgesellschaft am Beispiel muslimisch sozialisierter Milieus. Beispiele, Erfahrungen und Handlungsoptionen aus der pädagogischen und kommunalen Arbeit, Hd. Amadeu Antonio Stiftung Berlin, Januar 2009
Dantschke, Claudia: „Zwischen Feindbild und Partner: Die extreme Rechte und der Islamismus“, Aufsatz im Sammelband: „Strategien der extremen Rechten, Hintergründe – Analysen – Antworten“, Hrsg.: Braun, Stephan / Geisler, Alexander / Gerster, Martin, VS-Verlag, Juni 2009
“Ich lebe nur für Allah”, Argumente und Anziehungskraft des Salafismus, Eine Handreichung für Pädagogik, Jugend- und Sozialarbeit, Familien und Politik, Schriftenreihe Zentrum Demokratische Kultur, 2011
„Der ideale Türke“. Der Ultranationalismus der Grauen Wölfe in Deutschland, Eine Handreichung für Pädagogik, Jugend- und Sozialarbeit, Familien und Politik, Schriftenreihe Zentrum Demokratische Kultur, 2013
Dantschke: Was mach Salafismus attraktiv und wie kann man diesem entgegenwirken? in: Behnam T. /Hazim Fouad (Hrsg.) Said: Salafismus – Auf der Suche nach dem wahren Islam (Deutsch), Herer und BpB 2014
Nachwort zum Beratungsansatz von HAYAT im Buch von Neriman Yaman: Mein Sohn, der Salafist: Wie sich mein Kind radikalisierte und ich es nicht verhindern konnte, mvg Verlag (6. Oktober 2016)
Claudia Dantschke „Ich möchte ich sein“ Claudia Dantschke im Gespräch mit Dominic Musa Schmitz, auch genannt Musa Almani, Journal Exit, Februar 2016, http://journals.sfu.ca/jed/index.php/jex/article/view/140
Salafismus und Dschihadismus in Deutschland: Ursachen, Dynamiken, Handlungsempfehlungen“ – Janusz Biene (Herausgeber, Mitwirkende), Christopher Daase (Herausgeber, Mitwirkende), Julian Junk (Herausgeber, Mitwirkende), Harald Müller (Herausgeber, Mitwirkende), Claudia Dantschke (Mitwirkende), Alma Fathi (Mitwirkende), Ahmad Mansour (Mitwirkende), Campus Verlag; Auflage: 1 (8. Dezember 2016)
Dantschke: Attraktivität, Anziehungskraft und Akteure des politischen und militanten Salafismus in Deutschland in: Ahmet Toprak (Autor, Herausgeber), Gerrit Weitzel (Autor): Salafismus in Deutschland: Jugendkulturelle Aspekte, pädagogische Perspektiven (Edition Centaurus – Jugend, Migration und Diversity), Springer VS (28. Dezember 2016)
Aufsätze:
Dantschke, Claudia, 2003: Islamismus, eine religiöse Ideologie, in: Volksgemeinschaft gegen McWorld – Rechtsintellektuelle Diskurse zu Globalisierung, Nation und Kultur, Hg. Zentrum Demokratische Kultur, Klett Schulbuchverlag, Düsseldorf 2003
Dantschke, Claudia, 2004: Islamistischer Antisemitismus, in: Vor Antisemitismus ist man nur noch auf dem Monde sicher – Antisemitismus und Antiamerikanismus in Deutschland, Hg. Zentrums Demokratische Kultur der RAA Berlin, Amadeu Antonio Stiftung, Klett Schulbuchverlag, April 2004
Dantschke, Claudia, 2004: Antisemitismus in der Palästinasolidarität – Das islamistische Milieu, in: Trotz und wegen Auschwitz – Nationale Identität und Antisemitismus nach 1945, Hg. AG Antifa/Antira im StuRa der Uni Halle, Unrast Verlag, 2004
Dantschke, Claudia, 2004: Freiheit geistig-politischer Auseinandersetzung – islamistischer Druck auf zivilgesellschaftliche Akteure, in: Islamismus, Hg. Bundesministerium des Inneren, Texte zur Inneren Sicherheit, Januar 2004; 5. Auflage 2006, kostenlos download unter: www.bmi.bund.de – Publikationen
Dantschke, Claudia, 2006: Islam und Islamismus in Deutschland, in: Macht-Religion-Politik – Zur Renaissance religiöser Praktiken und Mentalitäten, Hg. Margarete Jäger, Jürgen Link, Edition DISS Bd. 11, Unrast Verlag, Oktober 2006
Dantschke, Claudia, 2007: Die muslimische Jugendszene – Einblicke in einige sunnitisch-panislamische Jugendszenen; Aufsatz im Internet-Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema: Islamismus; unter: http://www.bpb.de/themen/ZOEWPE.html
[2] Eberhard Seidel: Gesundes Volksempfinden 2006. In: Die Tageszeitung, 7. Oktober 2006. https://taz.de/!368434/; Abgerufen am 4. November 2020
[3] Claudia Dantschke: „Und rüstet gegen sie auf!“ In: Die Tageszeitung, 14. September 2001. https://taz.de/!1151378/, Abgerufen am 4. November 2020
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Per%C5%9Fembe_(Zeitung)
[5] www.zentrum-demokratische-kultur.de
[6] Özlem Gezer: Emrah und seine Brüder. In: Der Spiegel, Nr. 19/2015, 2. Mai 2015. https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-134762497.html; Abgerufen am 4. November 2019.
[7] Alison Smale: Guiding Germany’s Young Muslims Off the Road to Jihad (Published 2014). In: The New York Times. 12.Juli 2014, https://www.nytimes.com/2014/07/12/world/europe/guiding-germanys-young-muslims-off-the-road-to-jihad.html; Abgerufen am 31.Dezember 2020.
[8] www.hayat-deutschland.de
[9] 26.12.2015: Die Zeit: Yassin Musharbash, „Die dem Terror trotzt“, Porträt Claudia Dantschke, http://www.zeit.de/2015/52/islamismus-islamischer-staat-rakka-beratung-angehoerige/komplettansicht